Immer häufiger werde ich gefragt, wie man es schafft, bei einem Konzert oder anderem Event, auf der Gästeliste zu stehen. Oftmals ernte ich dabei neidische Blicke, oder auch die Aussage “Du hast es gut”. Dazu habe ich mir mal Gedanken gemacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass das alles nicht wirklich nur cool ist.
Zugegeben. So ein Foto-Pass oder ein Gästelisten Platz sind schon eine Ehre. Das Ganze wird aber nach ein paar Malen zur “normalen” Sache und wird von mir persönlich gar nicht mehr so speziell empfunden, wie vielleicht zu Beginn meiner Karriere als Konzertfotografen. Dieses Gefühl, das Medien gerne so vermitteln, welches enstehen soll, während man den berühmten Satz “ich stehe drauf” sagt, ist zumindest bei mir nicht gegeben. Zahlreiche negative Erfahrungen mit Organisatoren in der Vergangenheit, lassen mich oftmals eher zittern und mich bis zuletzt zweifeln, ob ich wirklich an diesem Abend Zugang und somit eine Fotoerlaubnis in der Eventlocation habe.
Doch der kurze nervöse Moment ist nur das Ende eines langen Rattenschwanzes. So gibt es da durchaus mehrere Aspekte, die der normale Konzertfan dabei gar nicht bedenkt.
- Mein Equipment ist mein Leben: Ohne Kamera, keine Fotos. Klar. Doch muss hier eine gewisse Eigeninvestition gleich zu Beginn getätigt werden. Das Ganze ist ein Teufelskreis. Wenn ich mit der Konzertfotografie anfangen will, muss ich in eine hochpreisige Kamera investieren. Auch wenn diverse Spiegelreflexkameras bereits ab 300 Euro erhältlich sind, werden diese Geräte meist nur dafür sorgen, dass der nächste Job im Fotograben wohl abgelehnt wird.
Tourmanager achten nämlich auf hohe Qualität der Inhalte. Geht ihr also mit einer Billigknipse zum Konzert und veröffentlicht nur rauschende Fotos – Pech gehabt. Der nächste Konzertfotograf sitzt schon in den Startlöchern. Wir reden hier von einer Investition, die mindestens in den vierstelligen Bereich geht. Eine EOS 5D muss es dank Fullframe Sensor, perfekt für Low Light Aufnahmen (Jaha, Blitz ist tabu) schon sein. Entsprechende Optiken natürlich zusätzlich! - Erfahrung: Ohne Erfahrung geht hier gar nichts. Was meint ihr wieviele Hobbyknipser sich bei den Bandlabels melden. Was denkt ihr, wie Tourmanager auswählen, wer auf der Tour in den Graben darf oder nicht? Die Plätze sind hier knapp bemessen und müssen sorgfältig mit Personen belegt werden, denen man vertrauen kann. Hier empfiehlt es sich, eine gute Ausdrucksweise in den E-Mails an den Tag zu legen. Professionalität wird in der Szene sehr geschätzt. Wenn möglich, solltet ihr auch immer Beispielbilder haben, die ihr auf Anfrage zusenden könnt.
- Jede Anmeldung für einen Fotopass hat darüber hinaus die lange Zeit der Ungewissheit für sich. So muss der Fotograf bei jedem Event auf die Antwort für seine Anfrage warten, welche durchaus negativ ausfallen kann.
- Investitionen: Alles kostet Geld. Der Webauftritt, die Kameras, die Speichermedien, Anfahrt, Zeit. Die Vorbereitung eines Events, aber auch das Nachbearbeiten von Fotos kostet mindestens Zeit. Und wir alle wissen, dass Zeit einfach Geld bedeutet.
- Investitionen abseits der Fotos: Erfolgreiche Unternehmen müssen eins machen: Werbung ohne Ende. Und Werbung kostet, wie erwartet eben auch Geld.
Möchte man eine Band dann auch noch anderweitig unterstützen, müssen Flyeraktionen oder ähnliches darüber hinaus auch noch aus eigener Tasche gezahlt werden.
Ihr seht also. Der Abend und /oder der Satz “ich steh drauf” ist einfach viel zu kurz um für die lange Vor- und Nacharbeit zu entschädigen. Wir machen unsere Arbeit nicht, weil wir auf der Gästeliste stehen wollen sondern weil wir es lieben mit Bands und Labels zusammenzuarbeiten. Die Nähe zu den Fans und den Musikern reizt uns.